VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWALD |Die Nachricht sorgte bei vielen Radevormwaldern für Bestürzung: Der Trägerverein „aktiv55plus“, der unter anderem die Pflege- und Seniorenberatung in der Stadt innehat, ist in seiner Existenz bedroht. Das Sana Krankenhaus Radevormwald hatte sich jahrelang finanziell an der Trägerschaft des Vereins beteiligt. Das sei jedoch nicht länger möglich, hatte die Klinik-Geschäftsführung jüngst mitgeteilt, unter anderen aus gesundheitspolitischen Gründen.

Das bringt den Trägerverein in Schwierigkeiten. Zwar wird die Pflege- und Seniorenberatung von der Stadt finanziert, doch die Aktivitäten von „aktiv55plus“ gehen darüber hinaus. Regelmäßige Angebote wie die Rader Hilfsbörse, das Telefonangebot „Einfach mal reden“, diverse Sprechstunden und Beratungsangebote würden auf der Kippe stehen. Sogar von einer möglichen Auflösung des Vereins war die Rede, in diesem Fall müssten die Stadt oder ein anderer Träger die Pflegeberatung übernehmen.

Die vergangenen zwei Wochen, berichtet Kyra Springer, hätten allerdings gezeigt, dass der Rückhalt des Vereins unter den Menschen in Radevormwald groß ist. Kyra Springer, die Koordinatorin von „aktiv55plus“, hat auf eigene Initiative ihre Stelle reduziert, um die Finanzen des Vereins zu entlassen. Leider habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als den langjährigen Mitarbeiter Matthias Vosswinkel freizustellen, teilte sie am Mittwoch bei einem Pressetermin zum Stand der Dinge mit. Dennoch gibt es nun wieder hoffnungsvolle Signale. Die vergangenen zwei Wochen hätten gezeigt, dass der Rückhalt des Vereins bei den Menschen in Radevormwald groß ist. „Wir haben beispielsweise 15 neue Mitglieder begrüßen können“, berichtet Springer.

Zu Gast im Haus Hürxthal, dem Domizil des Vereins am Schlossmacherplatz, war am Mittwoch Lothar Dähn. Der Präsident des Lions-Club Wermelskirchen-Wipperfürth hatte eine gute Nachricht: Das Hilfswerk der Lions wird den Verein mit einer Summe von 2000 Euro unterstützen – höchst willkommen in der aktuell finanziell angespannten Situation.

Den Kontakt zu den Lions hatte dessen Mitglied Dr. Andreas Weide von der Radevormwalder Arztpraxis an der Bahnmeisterei hergestellt. Innerhalb weniger Tage sei die Summe auf dem Konto von „aktiv55plus“ gelandet. „Wirklich toll, wie unkompliziert das geklappt hat“, freut sich Kyra Springer. Im Moment kann der Verein Unterstützung gut gebrauchen, bis hoffentlich mittelfristig ein neues nachhaltiges Konzept steht, mit dem das bisherige Angebot des Trägervereins weitergeführt werden kann. Lothar Dähn wiederum erinnerte an den Grundgedanken der Lions-Club-Bewegung, deren Mitglieder sich nicht zuletzt vorgenommen haben, „der Gesellschaft etwas zurückzugeben“. Kyra Springer und Uwe Kremers, der Geschäftsführer der Diakoniestation Radevormwald, erläuterten im Gespräch mit Dähn, welche Angebote für Senioren „aktiv55plus“ aktuell anbietet und welche Herausforderungen es bei der Seniorenarbeit vor Ort gibt. „Von Seiten der Hausärzte gibt es viel Lob für Ihre Arbeit“, weiß der Lions-Präsident.

Nach der ersten Betroffenheit schöpfen Kyra Springer und der Vereinsvorstand unter dem Vorsitz von Dr. Jörg Weber nun wieder Mut, dass die wegfallende Unterstützung durch das Sana Krankenhaus irgendwann wieder kompensiert werden kann. „Wir informieren uns aktuell über Fördermöglichkeiten“, berichtet die Koordinatorin. Noch ist der Verein nicht über den Berg, und Spenden sind willkommen (siehe Info-Kasten). Weiterhin sei man mit verschiedenen Akteuren in Gesprächen, auch mit der Stadtverwaltung und deren Sozialamtsleiter Volker Grossmann.

Was Springer und ihren Mitstreitern, darunter „20 großartige ehrenamtliche Mitarbeiter“, Mut macht, sind die Rückmeldungen von Senioren, die deutlich machen, wie sehr die Arbeit des Vereins geschätzt wird. „Eine unserer Stärken ist, dass wir niederschwellige Angebote haben“, sagt die Koordinatorin. Gerade Senioren hätten manchmal Scheu vor dem Gang zum Amt. Bei einem Tässchen Kaffee im Haus Hürxthal ist da vieles leichter.